Noels Geschichte / Story of Noel (english version)
 

Ein „Flat Chest Kitten Syndrome“ Kätzchen

 

 
Noel Noel Noel
     
Noel (Mitte): man sieht die, im Vergleich zu den anderen Kitten, tiefere Einbuchtung,
die zeigt, das sich hier der Brustkorb zu
flach entwickelt.
Die Beine von Noel stehen deutlich breit auseinander und fast o-beinig.
Noel im Alter von 14 Wochen. Eine normale kleine Norwegerdame.
 

Leider habe ich keine gezielten Bilder von Noels Flat Chest Kittensyndrome gemacht und das, was hier vergleichsweise harmlos aussieht, war in Wirklichkeit viel deutlicher zu sehen und vor allem zu fühlen, wenn ich das Kitten in die Hand nahm.
Noel konnte nur robben und atmete mit 13 Tagen schon schwer.

weitere Fotos unter dem Text

 

 

Noels Geburt

Am 30. Mai 2009 brachte meine Norwegische Waldkatze Maya vier gesunde Kitten auf die Welt, die sich auch die ersten Tage normal entwickelten. Alle nahmen gleichmäßig zu und ich freute mich über einen gesunden Wurf, bei dem das erstgeborene blaue Mädchen durch großes Durchsetzungsvermögen und Kämpfergeist beim Trinken an der Zitze auffiel.
Ich merkte gar nicht bewusst, dass ich nach den ersten Tagen instinktiv immer wieder bei diesem blauen Mädchen die Hinterbeinchen unter den Bauch schob, weil ich das Gefühl hatte, dass sie "so komisch durchgedrückt" mit nach hinten ausgesteckten Beinchen liegt, anders als die anderen Kitten. Da das Baby jedoch gut trank, normal zunahm und einen zufriedenen Eindruck machte, machte ich mir erst mal keine Sorgen und sie bekam dann auch einen Namen: (Crystal Blue) Noel (franz. für Weihnachten).

Erster schrecklicher Verdacht

Aber Noel lag immer mehr auf dem Bauch und am 12.Tag fiel sie erstmals durch eine geringere Gewichtszunahme auf. Statt wie bisher immer zwischen 10 und 20 Gramm, hatte sie nur noch eine Zunahme von 3 Gramm. Die Alarmglocken bei mir läuteten jetzt laut! Sie sah inzwischen auch „anders“ aus (wie ein flaches, weiches Milchbrötchen), bewegte sich weniger und robbte mehr auf dem Bauch umher und hatte deutlich Probleme ihre Beinchen unter den Körper zu holen. Wenn ich sie hochnahm, konnte ich fühlen, dass sie sich im Bereich des Brustkorbes ganz flach anfasste und ihr Brustkorb offensichtlich bereits so flach war, dass sie schlecht atmen konnte und leise röchelte.

Ich fing an, mir sehr große Sorgen zu machen und hatte auch sofort einen schlimmen Verdacht. Ich nahm das Buch von Barbara Hickmann „Basiswissen Katzenzucht“ zur Hand, das mir schon in vielen Fällen ein guter Berater war und suchte gezielt nach den Seiten mit der Beschreibung des Flat Chest Kitten Syndrome. Ich hatte diese Seiten schon früher gelesen und gehofft, dass mich eine Geschichte wie die von Chester (www.burmesen.com) nie träfe.

Die Beschreibung passte aber so haargenau auf mein Kitten, dass ich mir ganz sicher war, dass mein Kätzchen das Flat chested Kitten Syndrome hat.
Um Noel nicht unnötig leiden zu lassen, schließlich hatte ich gelesen und im Internet recherchiert, dass diese Katzenbabies meist eine Lebenserwartung von zirka. 3 Wochen haben oder nur mit viel Glück einige Wochen älter werden, fuhr ich in die Tierklinik nach Ansbach, um das Kitten einschläfern zu lassen. Mir brach es fast das Herz, denn Noel schien doch Anfangs gesund zu sein, aber ich wollte sie auf keinen Fall langsam und qualvoll sterben lassen.

Tierklinik: keine Muttermilch!

Die Tierärztin in der Klinik schaute sich das Baby genau an und bestätigte meinen Verdacht: Noel hat das „Flat Chest Kitten Syndrome“.
Was sie mir dann allerdings sagte, wollte ich anfangs nicht glauben: Noel muss nicht eingeschläfert werden.

Es handelt sich beim „Flat Chest Kitten Syndrome“ nach neuesten Erkenntnissen um eine Muttermilchunverträglichkeit und das Kitten darf lediglich keine Muttermilch mehr bekommen.

Und zwar gar keine Muttermilch!

Nicht nur zufüttern, wie vielfach empfohlen und praktiziert, sondern ganz konsequent weg von der Mutter und mit der Hand aufziehen.


Dann würde sich der Brustkorb des Kittens wieder verbessern und normal weiterentwickeln. Die Tierärztin sagte, sie hätte bei Hunden (Golden Retriever Welpen) schon gute Erfahrungen mit dieser Therapie gemacht.
Mit dieser Aussage und der Bitte um weiteren Kontakt wurde ich zusammen mit Noel nach Hause entlassen.

Noels Chance

Reichlich verblüfft und ungläubig wollte ich diese Chance für Noel aber unbedingt nutzen und brachte Noel gar nicht mehr zu ihrer Mama (was mir unendlich leid tat), sondern fing an ihr Welpenmilch (in dem Fall Mamilac) anzubieten. Sie nahm die Milch auch sofort an, schließlich hatte sie Hunger von der Fahrt in die Klinik und zurück.

Von dem Tag an fütterte ich die Kleine mit Mamilac-Milch und ersetzte ihr auch sonst die Mama, so gut ich konnte. Sie bekam ein eigenes Bettchen in Form einer weichen Katzenbox und ich nahm überall hin mit. Schon am nächsten Tag hatte sie 13 Gramm zugenommen und trank weiterhin gut. Nachts schlief die in ihrem Körbchen neben meinem Bett und tagsüber war sie immer dabei. Ein bisschen Verstopfung während der Umstellungsphase auf die Flaschenmilch konnte ich mit etwas Lactulose in den Griff bekommen. Die Mamilac-Milch sättigte so gut, dass sie nach der Abendfütterung gegen 22 Uhr oder 23 Uhr die Nacht zu meiner Freude meist durchschlief bis Morgens gegen 5 Uhr oder 6 Uhr.

Noel trabt und gewinnt ihr Leben

Nach etwa 2 Wochen, Noel war inzwischen entgegen allen Prognosen vier Wochen alt, merkte ich, dass sich der Brutkorb nicht mehr ganz so flach anfühlte. Es tat sich also tatsächlich etwas. Noel selber war guter Dinge und hatte mich als Mutterersatz voll akzeptiert.

Mit jeder Woche, die Noel älter wurde merkte ich, dass sich der Brustkorb veränderte. Als Noel mit etwa 3 - 4 Wochen laufen lernte, lief sie breitbeinig wie ein Reptil und hoppelte recht herum. In der 6. Woche fiel mir auf, dass sie plötzlich einige wenige Schritte trabte, während sie vorher immer mehr galoppiert war. Ich bin Reiterin und Pferdehalterin und achte von daher immer auf das Gangwerk von Tieren. Noels Brustkorb war also soweit ovaler geworden, dass sie in der Lage war ihre Vorderbeine so weit zusammen zu halten, dass ein Trab möglich war. Traben beim Tier geht nur, wenn der Brustkorb oval ist und sie die Beine nach vorne schwingen können. Reptilien mit ihrer breiten, flachen Brust können nur Pass laufen. Diese Beobachtung freute mich sehr, denn sie ließ erkennen, das wir auf dem richtigen Weg waren und Noel tatsächlich eine Chance hatte, ein normales Katzenleben zu führen.

Meine Birmakätzin Dahira hatte inzwischen ein Einzelkind (Dusty) geboren und nahm sich zu ihrem eigenen Kind der kätzischen Erziehung der kleinen Noel an. So bekam Noel ein „Geschwisterchen“ und Dusty musste ebenfalls nicht allein aufwachsen.

Zur ersten Impfung mit 8 Wochen und auch zur 2. Impfung mit 12 Wochen fuhr ich wieder in die Tierklinik und stelle sie der Tierärztin erneut vor. Außer der Impfung musste die Tierärztin nichts unternehmen. Noel war gesund.

Fütterung

vom Beginn der Handfütterung bis etwa zur 8. Woche:
Mamilac Milch mit 1 Tropfen Sab Simplex gegen Blähungen und zeitweise etwas Lactulose gegen Verstopfung.

Ab der 4. Woche Naßfutter: Animonda „Vom Feinsten“ Kitten, sooft Noel Hunger hatte
Trockenfutter: Royal Canin Baby Cat und Animoda Kittenfutter zur freien Aufnahme.

Die Milch setzte Noel selber ab, indem sie immer weniger haben wollte. Am Ende nur noch ein „Nachtfläschen“, bis sie auch das in der neunten Woche ablehnte.

Noel hatte noch ein zweites Mal großes Glück und durfte zusammen mit iher "Birma-Schwester" Dusty zu einer ganz lieben Familie mit Kindern und einem Hund ziehen und hat sich zu einer hübschen jungen Norwegerdame entwickelt, den man nicht mehr ansieht, dass sie ein „Flat Chest Kitten“ war. Sie läuft (trabt) und springt wie eine normale Norwegerin und ist durch die Handaufzucht eine sehr menschenbezogene Katze geworden. Ich danke Familie Metz sehr herzlich, das sie Noel mit bei sich aufgenommen haben.

Statt eingeschläfert zu werden, kann Noel leben und nun zeigt sich auch, warum sie „Weihnachten“ heißt, obwohl sie im Sommer geboren ist: Ihr Leben ist ein großes Geschenk und für mich immer noch ein großes Wunder.

Update Januar 2010: Noel ist jetzt 8 Monate alt und es geht ihr weiterhin so gut, wie jeder normalen Norwegischen Waldkatze in vergleichbarem Alter. Ich freue mich immer besonders, wenn ich Nachricht von ihr erhalte. Vielen Dank dafür an Familie Metz..

Linktipp: Die Seite des Golden Retrieverzüchters, dessen Welpen durch diese Therapie teilweise überlebten.
(Für den kleinen Barcley kam aber leider die Hilfe zu spät.) Das Flat Chest Kitten Syndrome wird bei Hunden oft Schwimmersyndrome genannt.
www.retriever-vom-hembachtal.de

Die Seite von pawpeds.com, die auch einen großen Beitrag über das Flat Chest Kitten Syndrome veröffentlicht hat:
www.pawpeds.com/pawacademy/health/flatchest/index_de.html

 

 
Noel   Noel
 
Noel  

Noel im Alter von 6 Wochen. So langsam kommen die Beinchen mehr
zusammen, weil der Brustkorb ovaler wird. Wir sind auf einem guten Weg.

 

Noel

 
 

Noel

Noel zusammen mit Dusty im Alter von 14 Wochen.

 
Noel und Jule Noel und Jule
 

Noel und Jule

Noel im Spiel mit unserem Golden Retriever Jule (September 2009).
Die beiden waren dicke Freunde und hatten immer viel Spaß miteinander.

 

Noel und Dusty

Noel und Dusty in ihrem neuen Zuhause im Herbst 2009

 


Nachtrag August 2010
 
Ich habe Noel im August 2010 besucht und war mit ihrer Entwicklung sehr zufrieden.
Sie ist eine völlig normale, lebhafte und tolle Norwegerin geworden.
 
Noel 2010
 
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